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Heimspiel auf dem Ehemaligentreffen der Wiehengebirgsklinik Bad Essen

Wer als Süchtiger den Weg in eine dauerhafte Abstinenz finden will, kommt meistens um eine stationäre Langzeittherapie nicht herum. Für Außenstehende (oder noch nasse Alkoholiker*innen) mag es zunächst eher abschreckend klingen, nach einer Entgiftung rund 10-15 Wochen in einer Rehaklinik zu verbringen. Doch wieviel Energie und Kraft man aus einer solchen Therapie ziehen kann, beweisen jedes Jahr zahlreiche ehemalige Patienten auf dem Ehemaligentreffen der Paracelsus Wiehengebirgsklinik in Bad Essen (Nähe Osnabrück).

Auch der Kreuzbund Münster hat in seinen Reihen einige frühere Patientinnen und Patienten dieser Klinik, die seit ihrer Zeit dort zufrieden und suchtfrei leben und für die das Ehemaligentreffen jedes Jahr ein fester Termin im Kalender ist. Zudem vermittelt die LWL Münster regelmäßig Patienten aus Münster und dem Münsterland zur Langzeittherapie nach Bad Essen, die natürlich anschließend den Kreuzbund als Ansprechpartner in Sachen Selbsthilfe kennen sollen.

Die Betonung der Selbsthilfe im Anschluss an jede Therapie hat in der Wiehengebirgsklinik einen hohen Stellenwert. Und so freute sich der Chefarzt, dass wir unsere Weggefährtin Verena zu diesem Event begleiten und mit einem Infostand unterstützen wollten.

Bei bestem Wetter wurde den Besuchern ein buntes Programm geboten. Vorträge, ein kleiner Bücherstand und Basar, sowie die Klinikband – in welcher der aktuelle Ober- und zukünftige Chefarzt der Klinik übrigens höchstselbst mitspielte(!) – gestalteten den Tag kurzweilig und interessant. Und in den Zwischenzeiten war für die Ehemaligen reichlich Zeit für Gespräche mit den früheren Therapeuten und Mitpatienten.

Das Highlight des Ehemaligentreffens sind jedoch in jedem Jahr die Patientenvorträge, in denen ehemalige Patienten das Podium völlig frei nutzen können, um zu berichten was sie seit der Therapiezeit erlebt haben, was ihnen besonders geholfen hat, oder auch, um dem Klinikteam einfach nochmal DANKE zu sagen.

Diese Chance nutzte auch Verena, die in einem ganz persönlichen Rückblick vor den knapp 300 Zuhörern die Wichtigkeit einer intensiven Therapiearbeit betonte und jedem Süchtigen die Anbindung an eine Selbsthilfegruppe empfahl.

„[…] Zufriedene Abstinenz ist nichts, was dir einfach passiert, nur weil du nichts trinkst. Zufriedene Abstinenz erfordert immer ein Maß an Aktivität. Und zwar Aktivität, die aus deinem Inneren kommt, für die du brennst und die dich erfüllt. […] Erschaffe dir ein Leben, das sich im Inneren gut anfühlt – nicht eines, das nur von außen gut aussieht. […] „

Von dieser emotionalen Rede zeigten sich spontan sogar mehrere Anwesende so inspiriert, dass sie ebenfalls – unangekündigt – eigene Redebeiträge mit ihren Erfahrungen vorgetragen haben. Und auch der Chefarzt kam in seinem Abschlusswort nicht umhin, die Selbsthilfe noch einmal als unerlässlichen Baustein für ein langfristig und zufrieden suchtfreies Leben hervorzuheben.

Wir konnten an diesem Tag in entspannter Atmosphäre viele gute Gespräche mit Betroffenen führen. Und die Therapeuten äußerten den Wunsch, weiteres Infomaterial und Kontaktdaten zu erhalten, um zukünftig den Patienten aus Münster und Umgebung den Besuch einer Kreuzbundgruppe ans Herz zu legen.

Ein tolles Lob für unsere Arbeit.